PAS DE TROIS 2

Ort: Porgy & Bess

Nicht Aufgehen in der Differenz, nicht Aufgehen in der Andersheit. Uns als Akteur_innen begreifen, die, bleiben sie nicht in den engen Grenzen ihrer Disziplin, ihre Wahrnehmung erweitern, das Spektrum, das sie darüber hinaus zur Verfügung haben, in dem sie sich bewegen, da sein lassen können. Welche Wirkungen entfalten wir dann? Was zeigt sich, wenn materiell-diskursive Praktiken nicht auf Hierarchien, Grenzziehungen und Ausschlüsse angelegt sind?

Wir begaben uns in das Erforschen des Dazwischens von Bewegung und Moment, vom Gehen eines Weges und dem Innehalten, dem ungestörten Hinsehen, dem Voranschreiten und der Ruhe.

Ein Weitertreiben der Aussage „Video is political in the deepest personal sense,“ (Torcelli 1996, 26) und ein Re-Definieren von alternatice spaces. Zum Erweitern der Wahrnehmung einladen. Zum Ausloten von Wirklichkeiten. Im Wahrnehmen des punctum. Eines Wirkens, so Roland Barthes, das auf ein unbeschreibbares Element verweist. Ein Element, das uns irritiert, uns berührt und auf die Möglichkeit verweist, weit über das Assoziative hinauszugehen. Hier begegnen wir dem Atopischen, der Ortlosigkeit als Signal einer Art Positionierung außerhalb hegemonialer Denkverhältnisse.

Bilder, so Vilém Flusser, „deuten – zumeist – auf etwas in der Raumzeit ‚dort draußen‘, das sie uns als Abstraktionen (als Verkürzungen der vier Raumzeit-Dimensionen auf die zwei der Fläche) vorstellbar machen sollen.“ (Flusser 1989) Beim Betrachten können wir den Blick schweifen lassen, bewegen uns mit unserer Intention in konnotativen Symbolkomplexen, stellen Beziehungen her, brechen das Vorher und Nachher. Eine Bedeutung entsteht, in der Linearität keine Rolle mehr spielt, die Logik von Ursache und Folge außer Kraft gesetzt ist. Sie machen die Welt vorstellbar, ihr Charakter ist magisch. Die lineare Schrift trieb die Abstraktion noch weiter und entspricht einem begrifflichen Denken, und damit einem anderen Bewusstsein. So wird die Vergangenheit lesbar als langer Kampf zwischen Bild und Text, Magie und Begriff.

Weitere Themen emergierten.
Räume formierten sich.

Gehend verbinden wir uns mit der Erfahrung von 5 Millionen Jahren aufrechtem Gang, unser Außen und Innen wird spürbar, wir fühlen das, was wir Identität zu nennen gewohnt sind, durch das bewusste Wahrnehmen des eigenen Körpers im Bewegen anders. Ein gemeinsamer Raum von Gehen und Denken entstand. Ein Kaleidoskop an Konnotationen öffnete sich. Über das Zulassen von Vieldeutigkeit und Komplexität entfaltete sich ein Modus, der, im Gegensatz zum Trennenden, den Fokus über die Phänomene auf die Bezüge setzte.

Durch die Bewegung nehmen wir Raum wahr und gestalten ihn gleichzeitig. Im Gehen, im Denken. Indem wir uns durch sie hindurchbewegen, so Michel de Certeau, erschaffen wir Räume. Im Reflektieren über das Sprechen der verhallenden Schritte, stellt er das Spiel der Schritte als Gestaltungen von Räumen vor (Certeau 1988, 188). „Whereas in the active-passive commonsense model, time and space are located as stable signifiers into which the body enters, within a relational space and time are qualitatively transformed by the movement of the body. The body does not move into space and time, it creates space and time: there is no space and time before movement,” so Erin Manning (2007, xiii)

Gäste:
Sakina Teyna, Sängerin
sakinateyna.com

JUUN
Komponistin, Pianistin und Performancekünstlerin.
juun.cc

Andrea Sodomka
Komponistin, Medienkünstlerin und Kuratorin
alien.mur.at

 

 

Video: Doris Ingrisch
Schnitt: Katharina Weinhuber