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Doris Ingrisch
Katharina Weinhuber
art&science&beyond
Woher wir kommen 
 
 
Doris Ingrisch

Doris Ingrisch ist Professorin für Gender Studies am Institut für Kulturmanagement und Gender Studies an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

Ihre Forschungsprojekte und Publikationen umfassen die Bereiche Gender sowie Cultural Studies mit derzeitigem Schwerpunkt Kunst und Wissenschaft im Dialog, Wissenschaft, Kunst und Gender, Wissenschaftsgeschichte, Exil/ Emigrationsforschung sowie Qualitative und Experimentelle Methoden.

Katharina Weinhuber

Katharina Weinhuber studierte Tanzpädagogik und Bühnentanz am Bruckner Konservatorium Linz. 
Seit 2001 ist sie als Performerin, Tänzerin, Choreographin und Tanzpädagogin tätig. Sie arbeitete in den Bereichen Tanz, Performance, Oper, Film und Forschung.

Seit 2013 arbeitet sie mit Doris Ingrisch am Forschungsprojekt „Wissenschaft und Kunst im Dialog“ an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Durch die Forschungsarbeit entstand ein neuer Blick auf die eigene Biographie. Zuerst klar gezogene Grenzen zwischen den Bereichen Kunst, Pädagogik, Kuration und Organisation, wurden immer durchbrochener und lösten sich im Laufe der Arbeit auf. Neue hybride Räume entstanden, in denen die unterschiedlichsten Bereiche miteinander kooperierten und durch das neue Feld Forschung bereichert wurden. Außerhalb der Arbeitsbiographie, wurde auch das Private in den Gestaltungs- und Forschungsprozess mit hineingenommen. Dadurch entstand und entsteht ein neues Bewusstsein zum eigenen Tun und der eigenen (Künstler)identität.

 
Was uns motivierte 
 
 

Die Entstehung des Denkens über Kunst und Wissenschaft als etwas vom Wesen her anderes und dadurch als zwei grundsätzlich voneinander verschiedenen Sphären ist – vergegenwärtigen wir uns das – der historischen Phase des 18. Jahrhundert in Europa zuzuordnen. Analog dazu ist auch das Denken über die Geschlechter als gänzlich unterschiedliche Wesen in dieser Zeit anzusiedeln. Der Trenn-Zwang, wie Dieter Wuttke (2003) dieses Phänomen charakterisierte, steht für ein neues, sich etablierendes Weltbild, in dem die Wissens- und Geschlechterordnung eng miteinander verknüpft war. Sind wir uns dieser historischen Gewordenheit und der innerhalb von Wissen und Geschlechtern sich befindlichen Hierarchie bewusst, so wird das an vielen Stellen nicht mehr zu übersehende Bedürfnis, Kunst und Wissenschaft im 21. Jahrhundert wieder miteinander in Kontakt zu bringen, mehr als nachvollziehbar. Es wird als movens verständlich, das Potential des sich zwischen den Polen Befindlichen, – das Inter, das Trans, das Hybride – zu erforschen. Dies ist – nicht zuletzt – eine Arbeit an den Denkverhältnissen und der Beziehung der Wissensformen zueinander.

 
Um einem Sowohl-als-auch, einem bewegten Denken Ausdruck zu verleihen. 
 
Um das Entgegengesetzte kennen zu lernen. 
 
Um über das Eigene nachzudenken. Das Eigene zu formulieren. Das Eigene zu erweitern. 
 
Um den Epistemologien der Ignoranz, die allerorts wirksam werden, wo Hierarchien und Machtverhältnisse verteidigt werden, entgegenzutreten. 
 
Auf die Gefahr des Nicht-Verstanden-Werdens.... 
entangled intra-acting - Denken und Praxen im Dazwischen 
 
 
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WISSENSCHAFT, KUNST und GENDER

Ort: Universität für Musik und darstellende Kunst Wien / mdw

Ein Projekt über Zusammenhänge von Wissenschaft, Kunst und Gender bringt vieles zutage. Es fühlt den kulturellen Denkstrukturen nach, es fragt nach den Ordnungssystemen gesellschaftlicher Felder und den Möglichkeiten von Identität. Es kratzt am Bekannten, es setzt in Beziehung, es will neue Räume öffnen.
 Damit war klar, dass auch ein Vortrag zu diesem Thema das sichere Terrain wissenschaftlicher Vorträge ausloten muss. KW war bereit, diesen Weg mit mir zu beschreiten. Ein erster gemeinsamer Versuch, das Und zu erproben …

 

 

 

Videostill: Katharina Weinhuber 

 

 

 

 
RAUM DES KENNENLERNENS

Eine Wissenschafterin lädt eine Choreografin und Tänzerin zu einem Projekt ein. «Kunst und Wissenschaft im Dialog. Theoretische Reflexion und experimentelle Versuchsanordnungen» ist der Übertitel dieses Vorhabens, das sich aus der Beschäftigung mit den Verbindungslinien von Wissenschaft, Kunst und Gender entwickelte. Die erste Versuchsanordnung ist ein Raum der Begegnung, ein Raum des Kennenlernens.

 

 

 

 

PAS DE DEUX

Ort: Porgy & Bess

Der volle Raum, der leere Raum

Wie arbeitest du? Gibt es ein Erstens, Zweitens Drittens? Und bei dir? Was passiert, wenn du ein Stück entwickelst? Nach vielen Gesprächen entschieden wir uns, unser Kennenlernen in einem Proberaum und damit auf einer anderen Ebene fortzuführen – kein mit Büchern, Akten, Gedachtem und Geschriebenem voller, sondern ein leerer Raum. Mit Spiegeln. Der Körper im Fokus. Den Körper sehen. Ihn wahrnehmen. Und den Schatten der Fensterrahmen auf dem sonnenbeschienenen Parkett.

Der poetische Moment

Pas de deux – ein Tanz zu zweit, klassischerweise von einem Mann und einer Frau in exakter Übereinstimmung ihrer Bewegungen getanzt, vielfach der Höhepunkt, der poetischste Moment, eines Balletts.

Unser Pas de deux kreierte einen Gedankenraum, in dem wir uns bewegten und kommunizierten – durch Text, Körper, Gesten, Handlungen, Aussagen, Ausdruck, Betrachtung, Erwiderung, Tanz und Regung. Fein aufeinander abgestimmte Bewegungen zwischen Kunst und Wissenschaft, mit Kunst und Wissenschaft, durch Wissenschaft und Kunst.

Wir hatten einander kennengelernt. Kennen ist in seiner etymologischen Bedeutung im Altnordischen mit dem Wahrnehmen, dem Genießen verbunden.

 

 

Video: Markus Hruska
Zusammenschnitt: Katharina Weinhuber

 

 

 

 
PAS DE TROIS 1

Ort: Echoraum

Eine Begegnung zweier Menschen, einer Choreografin und Tänzerin sowie einer Wissenschafterin, geht weiter. Jetzt verlassen sie die sicheren Zonen ihrer Disziplinen, um einander in einem dritten Raum erneut in Beziehung zu setzen.
Deines und Meines wird fluid, ein inszenierter Wahrnehmungsraum entsteht. Gefilmte, kurze Wege, Gehen. Sich bewegen. Hinsehen, Unbeachtetes wird wichtig. Banales wird poetisch. Und immer wieder entstehen Angebote der Bezugnahme. Stimmen, einzelne Worte deuten an. Es geht um eine weitere Etappe darin, das Dazwischen zu erforschen.

Bei unserer nächsten Versuchsanordnung stand das Beyond im Fokus. Was passiert, wenn ich mich nicht mehr primär auf meine Disziplin stütze, du nicht auf deine? Wenn wir uns nicht mehr auf dem sicheren Boden unserer Disziplinen bewegen? Was fordern wir da heraus? Wenn wir uns beide auf ein Terrain begeben, auf dem uns nicht mehr unsere Expertise trägt? Die Gleichwertigkeit, auf der unsere Arbeit basiert – jetzt lag sie in der Unsicherheit und Unvertrautheit, der wir uns gemeinsam aussetzten.

Mein Denken, mein Ausdruck findet vielfach mit Sprache statt. Die vorsichtige Vorstellung, weitere, unterschiedliche Ebenen der Wahrnehmung in die wissenschaftliche Forschung miteinzubeziehen, entfaltete sich zu einem Bedürfnis. Dem Bedürfnis, der Wirkmächtigkeit der Sprache in den Kultur- und Geisteswissenschaften zusätzliche Erfahrungsebenen und damit Dimensionen des Denkens, des Erkennens und des Ausdrucks zur Seite zu stellen. Das bedeutet, dem Trenn-Zwang und den darin eingeschriebenen Hierarchien entgegenzuwirken. Auf der Ebene der Denkverhältnisse heißt das, intensiv mit dem Sowohl-als-auch, mit dem Und zu experimentieren, es zu erforschen (Ingrisch 2012).

Ernsthafte Versuche zu starten, diverse Modi des Denkens nicht zu beschreiben, und damit wieder in der Sprache zu bleiben, sondern sie selbst im Tun zu erfahren. Mich in Bewegung zu setzen. Hören und Sehen in anderer Art und Weise Raum zu schenken. Der Komplexität des Welt entsprechend, das Potential von Wissensformen und Erkenntnisformen auszuprobieren, damit zu spielen.

Mit Bildern und Klängen, mit Bewegung und Rhythmen zu arbeiten heißt, den Sinnen einen speziellen Platz in einem Forschungsprojekt zu bieten. In der neuen Versuchsanordnung wählte jede von uns einen eigenen Zugang. Ein Thema begann zu emergieren. Medien kamen ins Spiel. Ein „Pas de trois“ begann.

Medium – es befindet sich in der Mitte, es vermittelt. Ein magisch-technisches In-between also. Es ist in der Lage, Informationen und Energie zu übertragen. Oder, nach Marshall McLuhan (1964), die Sinnesorgane zu verlängern. Medium – ein Mittel der Kommunikation, der Beziehung.

Wissens- und Seinsformen im Prozess. Unsere professionellen Identitäten auf’s Spiel setzen. Unser In-der-Welt-Sein bewusst anders denken, den Taxonomien zum Trotz, die uns in Strukturen des 19. Jahrhunderts halten. Wir sind so viel mehr, so viel darüber hinaus als eine Wissenschafterin und eine Choreographin sowie Tänzerin.

 

 

Video: Doris Ingrisch
Schnitt: Katharina Weinhuber

Videostills: Ardan Hussain

Fotokollage: Katharina Weinhuber

 

 

 

 

 

Literatur
Doris Ingrisch, Pionierinnen und Pioniere der Spätmoderne. Künstlerische Lebens- und Arbeitsformen als Inspiration für ein neues Denken, Bielefeld 2012
Marshall McLuhan, Understanding Media, Cambridge 1964

 
 
 
 
 
 
 
 
 
IM NACHDENKEN DARÜBER, WAS UND WIE WIR ES TATEN

• Im Nachdenken darüber, was wir taten und wie wir es taten, ja, wie sich unser Tun entwickelte, tauchten Begriffe auf, die vom agential realism, dem Konzept der wirkmächtigen Realität Karen Barads inspiriert sind. Sie sieht die Welt, der Quantentheorie entsprechend, als entanglement, in ihren Verschränkungen, in der Verwobenheit von Wissens- und Seinsformen. Das Begreifen der Welt als Werden im Bild der Diffraktion – , «a material-discursive phenomenon that challenges the presumed inherent separability of subject and object, nature and culture, fact and value, human and nonhuman» (Barad 2007, 381) ist herausfordernd und zugleich erleichternd im Sinne des Öffnens von Denkgrenzen, die das Tun und Empfinden beengen, ihm die Luft zum Atmen nehmen, weil sie uns in ein Entweder-Oder pressen wollen. Unser Ansatz ist einer, der versucht, das Verstehen, das aus unterschiedlichen disziplinären Praxen kommt, nicht in Konkurrenz zu einander, sondern in Kommunikation miteinander zu bringen. Es versteht sich verschränkt, denn wir spüren in Kunst und Wissenschaft nicht dem Trennenden, sondern dem Gemeinsamen, dem Verbindenden nach. Was ist hier zu finden? Und wie können wir das sicht-, hör- und erfahrbar machen?
 Wenn wir Kunst und Wissenschaft nicht als getrennt begreifen, befinden wir uns in einem Intra-Agieren, einem Agieren, durch das Phänomene ihre Materialisierung erfahren. Materielle Komponenten, Subjekte, Diskurse, Apparate, Tätigkeiten, alles intra-agiert, stellt Realität her und verändert sie. Eine Übung also im Denken in Verschränkungen.

• Im Nachdenken darüber, was wir taten und wie wir es taten, ja, wie sich unser Tun entwickelte, findet sich die Dimension der Zeit, in der sich unsere Zusammenarbeit entfaltete.
 Wir arbeiteten über einen Zeitraum von einigen Jahren, in dem sich viel veränderte. Wenn es auf einen Punkt zu bringen gilt, was diese Zeit für uns beinhaltete, scheitert ein chronologischer Versuch. Was wir erfuhren wäre vielmehr mit Byung Chul Hans Gedanken zum Duft der Zeit zu umkreisen: « … das Subjekt der Erfahrung muss sich offen halten für das Kommende, ja für das Überraschende und Ungewisse der Zukunft. Sonst erstarrt es zu einem Arbeiter, der die Zeit bloß abarbeitet. Er verändert sich nicht. Veränderungen destabilisieren den Arbeitsprozess. Das Subjekt der Erfahrung hingegen ist sich nie gleich.» (Han 2009, 13) Es sind diese Kontexte, in denen Erfahrung und Erkenntnis passiert. Ein Sich-Hineinbegeben in eine Versuchsanordnung, ein Einlassen in einen Prozess ist nicht planbar. Und es braucht Zeit. Es braucht auch ein Heraustreten, ein bewusstes Abseits von Routinen und Automatismen, ein Heraustreten aus dem Gewussten.
 Eine Präsenz. Präsenz stellt die Trennung von Zeit und Raum in Frage. Sie lässt alles hier sein. Wahrnehmend, verbindend. Wir übten uns in Präsenz und erfuhren eine Zeit, die duftete.

• Im Nachdenken darüber, was wir taten und wie wir es taten, spielten die Räume eine wesentliche Rolle. Eine permanente Konfrontation mit der agency der Räume. Mit den den Wissenschaften zugeordneten Räumen, den den Künsten zugeordneten und den Räumen im Dazwischen. Den ungelebten und den gelebten Räumen. (Baier 2000, Waldenfels 2009) Nicht allein der dreidimensionale, geometrische, theoretischen Raum beschäftigte uns, obwohl auch der mit seinen Eigenarten uns herausforderte. Sondern auch der existentielle Raum, der, den wir leben, den wir durch existentielle Beziehungen entstehen lassen, dem wir Sinn verleihen, dem «Fundus der Befindlichkeit, aus dem wir ständig schöpfen» (Waldenfels 1985, 184).
 Wir loteten das Räumliche aus, waren von Räumen beeinflusst, intra-agierten mit ihnen, gestalteten sie, schufen sie im gemeinsamen Tun. Unsere Versuchsanordnungen luden uns, unsere Gäste, das Publikum in diese Raumzeit, in ein spacetimemattering (Barad 2011), ein. Luden ein, in Ordnungsprozesse einzutauchen. Sie neu zu erfahren und durch das Herausfordern des eigenen Wahrnehmens gestaltend zu neu entdecken.

 

Videostill: Markus Hruska

 

 

Literatur
Franz Xaver Baier, Der Raum, Köln 2000
Karen Barad, Meeting the Universe Halfway. Quantum Physics and the Entanglement of Matter and Meaning, Durham and London 2007
Karen Barad, Nature’s Queer Performativity, in: Qui Parle: Critical Humanities and Social Sciences, 19, no. 2 (2011): 32, 10.1353/qui.2011.0002
Byung Chul Han, Der Duft der Zeit. Ein philosophischer Essay zur Kunst des Verweilens. Bielefeld 2009
Bernhard Waldenfels, In den Netzen der Lebenswelt, Frankfurt a. M. 1985
Bernhard Waldenfels, Ortsverschiebungen, Zeitverschiebungen. Modi leibhaftiger Erfahrung, Frankfurt a. M. 2009
 
PAS DE TROIS 2

Ort: Porgy & Bess

Nicht Aufgehen in der Differenz, nicht Aufgehen in der Andersheit. Uns als Akteur_innen begreifen, die, bleiben sie nicht in den engen Grenzen ihrer Disziplin, ihre Wahrnehmung erweitern, das Spektrum, das sie darüber hinaus zur Verfügung haben, in dem sie sich bewegen, da sein lassen können. Welche Wirkungen entfalten wir dann? Was zeigt sich, wenn materiell-diskursive Praktiken nicht auf Hierarchien, Grenzziehungen und Ausschlüsse angelegt sind?

Wir begaben uns in das Erforschen des Dazwischens von Bewegung und Moment, vom Gehen eines Weges und dem Innehalten, dem ungestörten Hinsehen, dem Voranschreiten und der Ruhe.

Ein Weitertreiben der Aussage „Video is political in the deepest personal sense,“ (Torcelli 1996, 26) und ein Re-Definieren von alternatice spaces. Zum Erweitern der Wahrnehmung einladen. Zum Ausloten von Wirklichkeiten. Im Wahrnehmen des punctum. Eines Wirkens, so Roland Barthes, das auf ein unbeschreibbares Element verweist. Ein Element, das uns irritiert, uns berührt und auf die Möglichkeit verweist, weit über das Assoziative hinauszugehen. Hier begegnen wir dem Atopischen, der Ortlosigkeit als Signal einer Art Positionierung außerhalb hegemonialer Denkverhältnisse.

Bilder, so Vilém Flusser, „deuten – zumeist – auf etwas in der Raumzeit ‚dort draußen‘, das sie uns als Abstraktionen (als Verkürzungen der vier Raumzeit-Dimensionen auf die zwei der Fläche) vorstellbar machen sollen.“ (Flusser 1989) Beim Betrachten können wir den Blick schweifen lassen, bewegen uns mit unserer Intention in konnotativen Symbolkomplexen, stellen Beziehungen her, brechen das Vorher und Nachher. Eine Bedeutung entsteht, in der Linearität keine Rolle mehr spielt, die Logik von Ursache und Folge außer Kraft gesetzt ist. Sie machen die Welt vorstellbar, ihr Charakter ist magisch. Die lineare Schrift trieb die Abstraktion noch weiter und entspricht einem begrifflichen Denken, und damit einem anderen Bewusstsein. So wird die Vergangenheit lesbar als langer Kampf zwischen Bild und Text, Magie und Begriff.

Weitere Themen emergierten.
Räume formierten sich.

Gehend verbinden wir uns mit der Erfahrung von 5 Millionen Jahren aufrechtem Gang, unser Außen und Innen wird spürbar, wir fühlen das, was wir Identität zu nennen gewohnt sind, durch das bewusste Wahrnehmen des eigenen Körpers im Bewegen anders. Ein gemeinsamer Raum von Gehen und Denken entstand. Ein Kaleidoskop an Konnotationen öffnete sich. Über das Zulassen von Vieldeutigkeit und Komplexität entfaltete sich ein Modus, der, im Gegensatz zum Trennenden, den Fokus über die Phänomene auf die Bezüge setzte.

Durch die Bewegung nehmen wir Raum wahr und gestalten ihn gleichzeitig. Im Gehen, im Denken. Indem wir uns durch sie hindurchbewegen, so Michel de Certeau, erschaffen wir Räume. Im Reflektieren über das Sprechen der verhallenden Schritte, stellt er das Spiel der Schritte als Gestaltungen von Räumen vor (Certeau 1988, 188). „Whereas in the active-passive commonsense model, time and space are located as stable signifiers into which the body enters, within a relational space and time are qualitatively transformed by the movement of the body. The body does not move into space and time, it creates space and time: there is no space and time before movement,” so Erin Manning (2007, xiii)

Gäste:
Sakina Teyna, Sängerin
sakinateyna.com

JUUN
Komponistin, Pianistin und Performancekünstlerin.
juun.cc

Andrea Sodomka
Komponistin, Medienkünstlerin und Kuratorin
alien.mur.at

 

 

Video: Doris Ingrisch
Schnitt: Katharina Weinhuber

 

 

 

 

Literatur
Roland Barthes, Camera Lucida. Refelctions on Photography, New York 1981
Michel de Certeau, Kunst des Handelns, Berlin 1988
Vilém Flusser, Das Bild, Linz 1989, http://www.servus.at/ILIAS/flusser.htm
Erin Manning, Politics of Touch. Sense, Movement, Souvereignity, Minneapolis/London 2007
Nicolette Torcelli, Video Kunst Zeit. Von Acconci bis Viola, Weimar 1996
 
RELATEDNESS IN FOCUS

Ort:
Wiener Konzerthaus Wien
konzerthaus.at



Aufspiel 2017, 200 Jahre mdw, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

 

 

Soundkomposition: Katharina Weinhuber
Text und Stimme: Doris Ingrisch

 

 

 

 

 
TO BE RELATED

Ort: IKM/mdw

In der Folge versuchen wir dem Phänomen der relatedness in einigen Gedankenvignetten nachzugehen. Denken verstehen wir hier in Anlehnung an Gilles Deleuze und Felix Guattari als ein Experimentieren, das nicht allein auf passives, sondern auf ein aktives Erkennen abzielt. Und so gesehen auch nicht allein auf den Geist bezogen wird, sondern auch auf den Körper. Mit dieser Definition gehen wir auch davon aus, dass es sich dabei um ein Schaffen von Realität, nicht um ein Abbilden handelt.

 

 

Video: Florian Tanzer
Zusammenschnitt: Katharina Weinhuber

 

 

 

 

 

 
WISSENSKULTUREN IM DIALOG

Ort: IKM/mdw

Institut für Kulturmanagement und Gender Studies (IKM) – Wissenskulturen im Dialog

 

„Versuchsanordnungen“ 17. und 18. Jänner 2013

Die Tagung „Wissenskulturen im Dialog – Versuchanordnungen“ verstand sich als experimenteller Raum, der neben dem Was auch das Wie der Kultur auslotet, mit der wir einander begegnen. So lag bei der Konzeption der Tagung das Augenmerk sehr wohl auf Inhalt UND Form.

In diesem Zusammendenken gelangen wir aus dem herkömmlichen bipolaren Denken im Entweder-Oder zu einem Denken im Und. Das ist auch der Anknüpfungspunkt, wieso eine solche Tagung im Rahmen des Schwerpunkts der Gender Studies an der mdw relevant ist und realisiert wurde.

Wissensordnungen sind auf das Engste mit den Geschlechterordnungen verwoben, in Wissensformen werden immer Geschlechterverhältnisse mitverhandelt. Das Video dokumentiert diesen Ansatz und setzt sich dialogisch dazu in Beziehung.

 

„Umkreisungen“ 26. und 27. Februar 2015

Wissenschaft und Kunst im Dialog: Erste „Versuchsanordungen“ gab es dazu auf einer Tagung im Januar 2013; es folgten weitere „Umkreisungen“…

Wissenschaften und Künste, WissenschafterInnen und KünstlerInnen begegnen einander mit dem Blick auf Resonanzen wie Dissonanzen, auf mögliche Berührungszonen und gemeinsame Potenziale und Erkenntnisinteressen. Nicht nur programmatisch, sondern im Dialog, nicht allein im Was, sondern auch im Wie. Im Zuhören, im Spüren, im Erfahren, im Sich-Äußern, im Reflektieren.

 

„Interferenzen“  22. und 23. September 2016

Im dritten Teil der Reihe „Wissenskulturen im Dialog“ wollen wir die Grenzen unseres Denkens erneut und diesen Zyklus vorläufig abschließend ausloten – diesmal um den Begriff der Interferenzen.

Im Phänomen der Wellen/Überlagerungen, in dem manches verstärkt, anderes aufgehoben wird, verschwindet mitunter Selbstverständliches, Unerwartetes jedoch kommt zum Vorschein. Interferenz erlaubt, Lebens- und Wissensformen prozessual zu denken.

„Infinity and nothingness are infinitely threaded through one another so that every infinitesimal bit of one always already contains the other. The possibilities for justice-to-come reside in every morsel of finitude“
(Karen Barad)

 

Videos: https://mediathek.mdw.ac.at/ikm-wissenskulturen/

 

 

Fotos: Videostills bearbeitet von Katharina Weinhuber (Video: Markus Hruska)