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Die Entstehung des Denkens über Kunst und Wissenschaft als etwas vom Wesen her anderes und dadurch als zwei grundsätzlich voneinander verschiedenen Sphären ist – vergegenwärtigen wir uns das – der historischen Phase des 18. Jahrhundert in Europa zuzuordnen. Analog dazu ist auch das Denken über die Geschlechter als gänzlich unterschiedliche Wesen in dieser Zeit anzusiedeln. Der Trenn-Zwang, wie Dieter Wuttke (2003) dieses Phänomen charakterisierte, steht für ein neues, sich etablierendes Weltbild, in dem die Wissens- und Geschlechterordnung eng miteinander verknüpft war. Sind wir uns dieser historischen Gewordenheit und der innerhalb von Wissen und Geschlechtern sich befindlichen Hierarchie bewusst, so wird das an vielen Stellen nicht mehr zu übersehende Bedürfnis, Kunst und Wissenschaft im 21. Jahrhundert wieder miteinander in Kontakt zu bringen, mehr als nachvollziehbar. Es wird als movens verständlich, das Potential des sich zwischen den Polen Befindlichen, – das Inter, das Trans, das Hybride – zu erforschen. Dies ist – nicht zuletzt – eine Arbeit an den Denkverhältnissen und der Beziehung der Wissensformen zueinander.